Bei der Frage, wie man sein persönliches Umfeld gestalten sollte, gehen die Meinungen auseinander. Ich bin der Meinung: Behalte nur die Menschen, die dir gut tun - und lass die anderen los.
Der legendäre Unternehmer Jim Rohn prägte den Satz: "Du bist der Durchschnitt der fünf Menschen, mit denen du die meiste Zeit verbringst."
Wenn du dich mit Persönlichkeitsentwicklung beschäftigst und dich über die Zeit weiterentwickelst und wächst, wird dir vielleicht auffallen, dass nicht das nicht für alle Menschen um dich herum gilt. Das Bedürfnis, dich selbst besser kennenzulernen und mit den Erkenntnissen zu wachsen erfüllt nicht alle gleichermaßen - und das ist auch vollkommen in Ordnung so! Niemand ist besser oder schlechter deswegen.
Menschen entwickeln sich unterschiedlich - das ist völlig okay! Eine Veränderung in der Freundschaft kann dir auf unterschiedliche Weisen auffallen.
Doch uns, die wir stetig mehr wissen und mehr lernen wollen, über uns, über die Welt, über die Menschen, fällt früher oder später meistens auf, dass es mit manchen unserer Freunde irgendwie nicht mehr so richtig passt. Das kann dir auf vielen Ebenen auffallen.
Vielleicht merkst du, dass die Gespräche sich auf einer oberflächlichen Ebene bewegen, die dir nicht mehr reicht. Die Gespräche fühlen sich leer und langweilig an.
Oder du empfindest plötzlich stärker, dass dein Gegenüber einen sehr negativen Fokus hat und dir viel Energie nimmt - nach solchen Gesprächen fühlst du dich ausgelaugt und schlechter als zuvor.
Eventuell ruft die Person auch immer dann an, wenn sie etwas braucht oder weil sie genau weiß, dass sie bei dir ihren Ballast abladen kann und sich selbst danach besser fühlt.
Es kann aber auch sein, dass eine Person ausschließlich von sich spricht, immer eine noch spannendere Geschichte auf Lager hat und nur zuhört, um direkt zu antworten, aber nicht um dich zu verstehen.
Oder die Lebenswege haben sich einfach in zwei Richtungen entwickelt, die sich mehr passend anfühlen.
Wenn du inneren Widerstand spürst, wenn diese eine Person etwas mit dir unternehmen will, solltest du auf dein Gefühl hören und dich fragen, was dir wirklich gut tut. Du bist nur dir selbst etwas schuldig.
Was auch immer es ist, irgendetwas gibt dir das Gefühl, dass dir die Beziehung zu diesem Menschen nicht mehr gut tut. Wenn sie dir schreibt und fragt, ob ihr demnächst mal wieder etwas unternehmt, merkst du vielleicht innerlich einen Widerstand und suchst schon nach Gründen, das Treffen hinauszuschieben oder fragst dich, wie du aus der Nummer raus kommst. Andererseits seid ihr aber doch schon lange befreundet, euch verbindet viel und ihr habt viel zusammen erlebt. Bist du es der Person nicht schuldig, für sie da zu sein?
Prinzipiell bist du niemandem irgendetwas schuldig außer dir selbst. Du bist dafür verantwortlich, dass es dir gut geht und du dich in deinem Leben und in deinem Umfeld wohlfühlst. Das mag egoistisch klingen, es ist jedoch das komplette Gegenteil: Es ist Selbstliebe. Deine Bedürfnisse und Gefühle sind wichtig und sollten für dich die oberste Priorität haben.
Dabei geht es nicht darum, dass du nicht für eine gute Freundin da bist, die sich gerade schlecht fühlt, weil ihr Freund sie verlassen hat oder weil sie Angst vor dem neuen Job empfindet. Natürlich sollten wir für unsere Freunde in schweren Zeiten da sein und sie unterstützen. Das gehört zu einer guten Freundschaft dazu. Das würden sie auch für uns tun und eine Freundschaft geht ebenso wie eine Beziehung durch Höhen und Tiefen.
Es geht vielmehr um die Menschen, bei denen du die meiste Zeit ein ungutes Gefühl hast. Bei denen du merkst, dass es aus welchen Gründen auch immer irgendwie nicht mehr passt. Die dir mehr Energie nehmen, als sie dir geben. Die dir Zeit und Nerven rauben. Für die du da sein sollst, die aber im Zweifel nicht für dich da sind. Oder mit denen du einfach keine Wellenlänge mehr findest.
Es ist vollkommen in Ordnung, wenn sich Wege trennen. Du solltest nicht an etwas festhalten, nur weil es lange Zeit Bestand hatte.
Was viele Menschen nicht verstehen, ist dass es vollkommen in Ordnung ist, wenn sich Wege trennen. Ihr hattet eine tolle Kindheit zusammen, habt Abenteuer erlebt, zusammen Mathe gelernt und seid jeden Morgen mit dem Fahrrad zusammen zur Schule gefahren? Ihr wart unzertrennlich und habt darüber gesprochen, wie doof die Mädchen in der Klasse sind und was ihr später Mal werden wollt? Das ist doch toll! Es ist wundervoll, dass ihr eine so schöne Verbindung hattet, die euch Kraft gegeben hat und die ihr genießen konntet.
Und trotzdem muss das nicht bedeuten, dass dich mit dieser Person zehn Jahre später immer noch so viel verbindet. Vielleicht seid ihr für das Studium woanders hingezogen, habt unterschiedliche Erfahrungen gemacht und wart in unterschiedlichen Freundeskreisen unterwegs. Und mit der Zeit hast du festgestellt, dass ihr heute einfach andere Ansichten habt. Dass es einfach irgendwie nicht mehr so gut passt.
An etwas festzuhalten nur um des Festhalten willens bringt überhaupt nichts. Du fällst auf die sogenannte "Sunk Cost Fallacy" herein - ein Begriff aus der Psychologie, der beschreibt, dass wir irrationalerweise an etwas festhalten, nur weil wir bereits viel investiert haben. Das gilt für unglückliche Beziehungen ebenso wie für Jobs oder Freundschaften, die dich nicht (mehr) erfüllen. Nur weil man 3 Jahre mit einem Partner verbracht und viel zusammen durchgemacht hat, muss man doch keine weiteren 20 mit ihm verbringen, wenn man unglücklich in der Beziehung ist. Genau dasselbe gilt für Freundschaften.
Sich aus einer Verbindung zu lösen, die dir nicht mehr gut tut, kann eine Herausforderung sein - wirklich auf dein Gefühl zu hören wird dir helfen.
Sich aus einer Freundschaft zu lösen, die dir nicht mehr gut tut, mag dir leichter oder schwerer fallen. Doch am Ende des Tages hast du jeden Tag 24 Stunden Zeit. Auf der Arbeit oder in der Uni kannst du dir nicht unbedingt immer aussuchen, mit wem du deine Zeit verbringst. Deine Familie ist deine Familie (auch wenn du natürlich hier ebenso frei bist zu entscheiden, ob und wie viel Zeit du mit ihr verbringen willst), doch deine Freunde und die Menschen, mit denen du deine Freizeit verbringst, kannst du dir aussuchen.
Höre das nächste Mal, wenn die betreffende Person sich bei dir meldet, einfach mal ehrlich in dich hinein. Willst du deine Zeit mit ihr verbringen? Ja? Perfekt, dann viel Spaß dabei! Wenn deine Antwort allerdings eher ein "najaaa ....", ein "eigentlich nicht wirklich ..." oder ein "ich sollte halt ..." ist, dann frag dich, was du wirklich aus tiefstem Herzen machen und womit oder mit wem du deine Zeit verbringen möchtest.
Respektiere deine eigenen Grenzen und finde den Weg, der für dich passt.
Dabei geht es ganz und gar nicht darum, jemanden zu verletzen. Du musst niemandem ins Gesicht sagen "Ich möchte keine Zeit mehr mit dir verbringen, weil du mir nicht gut tust." (Wenn es sich richtig anfühlt, ist by the way auch dagegen nichts einzuwenden, solange du sachlich und freundlich bleibst.) Es geht viel mehr um deine persönlichen Grenzen. Um das, was sich für dich und dein Leben richtig anfühlt. Dich selbst und deine Bedürfnisse zu respektieren.
Es muss auch nicht zwangsläufig bedeuten, dass du die Person vollständig aus deinem Leben verbannst. Vielleicht willst du den Kontakt auch auf ein Maß reduzieren, das für dich passt? Versuche dich so zu distanzieren, wie es für dich richtig ist und löse dich vom Gefühl des schlechten Gewissens oder des schuldig Fühlens.
Denn am Ende sind es deine Zeit, deine Kraft und deine Energie, die vollkommen in deiner Hand - und damit auch in deiner Verantwortung - liegen. Deshalb entscheide weise, was du mit ihnen machst und wem du sie schenkst.
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